Schmerzzustände bei Katzen

Schmerzzustände bei Katzen

Einleitung

Katzen sind und bleiben eines der beliebtesten Haustiere. Die Anzahl an Katzen in deutschen Haushalten ist über die Jahre stetig gestiegen und auch bei uns machen Katzen einen immer größeren Anteil unserer Patienten aus.

Nichtsdestotrotz fällt es vielen Menschen schwer die Samtpfoten zu verstehen und zu erkennen, ob sie Schmerzen haben. Dies kann eventuell notwendige medizinische Behandlungen verzögern.

Gründe für Schmerzzustände

Katzen zeigen nicht durch lautes Miauen, dass sie Schmerzen haben – die Anzeichen sind sehr viel unauffälliger und können leicht übersehen oder missverstanden werden. Vorab sollten sich Katzenbesitzer:innen über Gründe für Schmerzen bewusst sein, um zu wissen wann sie besonders auf ihre Vierbeiner und ihr Verhalten achten sollten.

Post-operativ

Nach einer erfolgten Operation, wie z.B. einer Kastration oder einer Frakturversorgung (Brüche), können Katzen Schmerzen leiden. Wenn Schmerzmedikamente verabreicht werden, ist es besonders wichtig das Verhalten zu beobachten und zu beurteilen, ob die Dosis ausreichend ist.

Trauma

Traumatische Erlebnisse (Tierarztbesuche, Umzüge, neue Familienmitglieder etc.), sowie Angst und Stress im Allgemeinen können Katzen Schmerzen verursachen. Hierbei spielen die emotionalen Bedürfnisse einer Katze eine entscheidende Rolle.

Chronische Erkrankungen /   Infektionen

Katzen leiden nicht selten unter degenerativen Gelenkserkrankungen, wie Arthrose. Die Anzeichen hierfür werden oft mit dem steigenden Alter der Samtpfoten abgetan und somit unnötiges Leid hervorgerufen.

Unwissenheit

Letztendlich ist der häufigste Grund für ein schlechtes oder nicht vorhandenes Schmerzmanagement, dass die Anzeichen nicht bekannt sind/nicht gesehen werden.

Von daher sind gut informierte und aufmerksame Besitzer:innen, sowie gut ausgebildete Tierärzt:innen entscheidend für eine adäquate Behandlung von Katzen.

Anzeichen für Schmerzen bei Katzen

Für Katzen gilt ähnliches, wie für Menschen: So vielfältig und unterschiedlich wie wir, sind auch unsere Vierbeiner. Das heißt letztendlich gibt es keine goldene Regel, nach der man Schmerzen beurteilen kann. Trotzdem haben Experten und Studien ähnliche Verhaltensmuster festgestellt, die einen Hinweis zu der Schmerzhaftigkeit bei Katzen auf Grundlage ihres Aussehens und Verhaltens geben.

Ein eher unspezifisches, aber dadurch nicht weniger wichtiges Symptom, kann sogenannter „vorgetäuschter Schlaf“ sein. Die Katze wirkt dabei übermäßig ruhig und müde, leidet jedoch tatsächlich unter Schmerzen und ist daher deutlich reduziert/depressiv.

Des Weiteren gibt es etwas spezifischere Anzeichen, die schon auf eine Schmerzregion hindeuten können:

(Abdominaler) Schmerz

Postoperativer Schmerz

Angst

  • gekrümmte Haltung
  • Unruhe
  • Desinteresse an der Umgebung
  • Zurückziehen/ Verstecken
  • Rückseite des Transportkorbs zugewandt sitzen
  • fehlendes Spielverhalten
  • irritiertes/aggressiveres/verteidigendes Verhalten
  • exzessives Belecken oder Beißen von Wunden
  • reduzierte Fellpflege und Futteraufnahme
  • Ohren sind auseinander und nach außen gedreht
  • verengte Augen
  • angespanntes Maul
  • Schnurrhaare stehen gerade
  • Tiefhaltung des Kopfes
  • Reduzierte Aktivität
  • Allgemeiner Unwille sich zu bewegen
  • Reduzierte Spiellust
  • Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Trockenfutter (bei Zahnbehandlungen)
  • Kopfschütteln
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Zittern
  • „Einfrieren“ / Erstarren
  • Bewegt sich weniger
  • Einnässen
  • Zittern

 

Inzwischen gibt es mehrere Hilfsmittel, um diese Symptome an der eigenen Katze leichter festzustellen und nicht nur einem Bauchgefühl vertrauen zu müssen.

Die kostenlose App „Feline Grimace Scale“ schafft es nachweislich mit grafischer Darstellung von z.B. Ohrstellung, Augenform oder Kopfhaltung Schmerz realistisch einzuschätzen.

Quelle Bilder: App Feline Grimace Scale (Website: https://www.felinegrimacescale.com/de)

Die Texte sind aktuell nur auf Englisch verfügbar. Da man aber die Beurteilung Anhang der Bilder vornimmt, sind keine guten Englischkenntnisse nötig. Zur Not findet man im Internet auch viele Hilfestellungen und Übersetzungen.

Wenn das Schmerzverhalten unter der Gabe von Medikamenten verschwindet, war Schmerz vorhanden. Bleibt das Verhalten unverändert oder verschlechtert sich sogar, dann spricht dies i.d.R. eher für Dysphorie – eine psychische Störung, die sich auf den Antrieb und die Stimmung auswirkt.

Letztendlich sollte immer der Rat eines/r Tierarzt:in eingeholt werden, um die bestmögliche Behandlung für ihre Katze zu finden.

Das kann Ihrer Katze helfen

Abgesehen von einer medikamentösen oder operativen Versorgung hilft man Katzen am besten, indem man sie verstehen lernt und auf ihre Bedürfnisse eingeht.

Eine gute Schmerztherapie ist nach einer Operation oder bei chronischen Erkrankungen oft das Mittel der Wahl. Das Handling vor, während und nach dem Tierarztbesuch, ist ebenso wichtig.

In ihrem Zuhause brauchen Katzen genügend Rückzugsorte und Verstecke, um z.B. ungestört zu schlafen. Zudem sollten sie nicht beim Fressen oder der Fellpflege gestört werden. Manche Katzen mögen es auch nicht beim Spielen unterbrochen zu werden – natürlich gibt es auch Katzen, die mit ihren Menschen spielen möchten.

Nach einer Operation sollten die Tiere immer gut überwacht werden, damit die Schmerzmedikation gegebenenfalls in Rücksprache mit den behandelnden Tierärzt:innen angepasst werden kann.

Futter und Wasser sollten leicht zu erreichen sein, um Tieren nach einer OP oder mit chronischen Gelenkserkrankungen die Aufnahme zu erleichtern.

Zusätzlich können Besitzer:innen mithilfe der Feline Grimace Scale App Schmerzzustände besser einschätzen lernen und damit schneller für eine Abklärung und Therapie der Problematik sorgen. Auf diese Weise wird Katzen am besten geholfen und sie können ein hoffentlich langes und schmerzfreies Leben genießen.

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